Pressemitteilung | Fallende Inflationsraten in der Eurozone – Strohfeuer oder Trendwende?
Fallende Inflationsraten in der Eurozone. Was ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Kerninflation?
Deutschland befindet sich offiziell in der technischen Rezession. Gleichzeitig befindet sich der deutsche Aktienindex nahe den Höchstständen. Einen Teil der Erklärung für beides liefern die volatilen Energiepreise. Zunächst wirkten sich hohe Energiepreise negativ für Importeure und Konsumenten in der Eurozone aus. Hohe Inflationsraten sorgten für schwachen Konsum und eine straffe Geldpolitik der EZB. Seit dem Sommer letzten Jahres fallen die Energiepreise aber deutlich, dies unterstützt auch den deutschen Aktienmarkt. Die Konsumverschiebung geht wieder mehr in Richtung Waren und Dienstleistungen und die negativen Reallohnsteigerungen kehren sich um. Sogar die EZB bekommt aufgrund der fallenden Inflationsraten in den kommenden Monaten etwas Spielraum bei der Zinspolitik weniger aggressiv vorzugehen. Energie bleibt aufgrund der Basiseffekte auf absehbare Zeit ein disinflationärer Faktor. Entscheidend für den weiteren Verlauf der Kerninflation sind vor allem die Zweitrundeneffekte der Inflationswelle, zum Beispiel durch den Aufholbedarf beim Lohnwachstum. Sollten sich die Energiepreise in den kommenden Monaten stabilisieren, bei gleichzeitig robustem Arbeitsmarkt, sinkt die Wahrscheinlichkeit das zwei Prozent Inflationsziel der EZB in der Eurozone zu erreichen.
Sofern die Zentralbanken nicht unterstützend reagieren, bleiben die meisten westlichen Volkswirtschaften in der Straffungsphase, da ein fallendes Nominalwachstum bei gleichbleibenden Zinsen zu einer Verschlechterung der finanziellen Bedingungen führt. Auch wenn Teile des Aktienmarkts aktuell den KI-Boom feiern, bleiben die meisten zyklische Sektoren und Märkte schwach und verzeichnen im Mai sogar Kursverluste. Daher bleibt die Strategie in Europa und den USA defensiv, mit geringem bis negativem Aktien-Exposure und einer Übergewichtung in Anleihen. Dementgegen stehen Chancen in Ländern, deren Inflationsraten sich wieder im Rahmen der Notenbankziele befinden, neuerdings zum Beispiel in Indien.