Marktkommentar April: Bankenstress in den USA führt zu weiterer Kreditverknappung und bremst reales Wachstum aus
Die amerikanische Bankenkrise deckt die Folgen der geldpolitischen Straffung auf. Die Kreditstandards haben sich weiter verschärft und die Branche konsoldiert. In Kombination mit der anhaltenden hohen Inflation verschlechtert sich der Ausblick auf reales Wachstum. Was bedeutet das für die einzelnen Anlageklassen?
Die amerikanische Bankenkrise deckt die problematischen Folgen der geldpolitischen Straffung auf. Die stark angestiegenen Zinsen am Kapitalmarkt sind mittlerweile deutlich höher als die angebotenen Zinsen auf Sichteinlagen der Banken. Immer mehr Sparer werden incentiviert, nicht nur generell mehr zu sparen und weniger zu konsumieren, sondern auch die Gelder von Banken abzuziehen und in Geldmarktfonds mit höheren Zinsen zu parken. Vor allem kleinere Banken müssen durch die angespannte Liquiditätssituation ihre Kreditstandards weiter verschärfen. Diese sind in den USA in den Bereichen Venture Capital und gewerbliche Immobilien dominierend. Seit 2018 sind kleinere Banken mit Aktiva zwischen 100 und 250 Milliarden US-Dollar von den jährlichen Stresstests der Fed ausgenommen. Die Bilanzen größerer Banken müssen in diesem Stresstest einem Rückgang von 40 Prozent im Markt der gewerblichen Immobilien standhalten, was deren Aktivität entsprechend eingeschränkt hat. Regionale Banken haben eben diese Lücke geschlossen und die Kreditvergabe in gewerblichen Immobilien bis zuletzt ausgeweitet. Die Konsolidierung der Branche könnte sich nun über einen längeren Zeitraum hinziehen. Bereits vor der Bankenkrise wurden die Kreditstandards deutlich verschärft.
Bei einer anhaltenden hohen Inflation trägt die aktuelle Bankenkrise dazu bei, dass sich der Ausblick für reales Wachstum zunehmend verschlechtert. Andauernde internationale Krisen erhöhen zudem das Risiko von jahrelanger Stagflation in westlichen Volkswirtschaften. Bei einer Stagflation liegen die Anlagechancen hautsächlich in realen Anlageklassen wie Gold und Rohstoffe, weil diese einen Inflationsschutz bieten, wenn die Politik auf die Verschlechterung in der Realwirtschaft reagiert. Auch Inflationsanleihen sind attraktiv, da diese während der Straffung - trotz hoher Inflationsraten - zum Teil die Renditen eines gesamten Jahrzehnts zurückgegeben haben. Das erzeugt ein erhebliches Renditepotential, sobald sich die extreme Volatilität in Zinsmärkten etwas beruhigt. Die Möglichkeit, dass zeitnah weitere Zinserhöhungen ausgesetzt werden, ergibt taktische Chancen für Anleihen und Wachstumsaktien, solange sich langfristige Zinsen noch nicht wieder als Risikofaktor erweisen. In Ländern, deren Zentralbanken aktuell bereits keine Zinserhöhungen mehr durchführen, erlaubt die Bankenkrise gerade einen attraktiven Einstieg, um zukünftig wieder von einer steileren Zinskurve zu profitieren.
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