USA: Defensiv – Aber keine Indikation einer Lohn-Preis-Spirale

  • Martin Roßner, Gründer und Geschäftsführer ThirdYear Capital

Rücknahme der Zinsersenkungserwartungen in den USA? Der Investmentkompass setzt seinen Fokus im April auf die Entwicklungen in den USA.

In den USA sorgen weiterhin enttäuschende Inflationsdaten und robustes Wachstum für eine Rücknahme der Zinssenkungserwartungen. Die jährliche Gesamtinflation stieg im März - vor allem wegen höherer Energiepreise und Mieten - von 3,2 % auf 3,5 % an. Im Vergleich zum Jahresbeginn werden derzeit nur noch zwei anstelle von sechs Zinssenkungen erwartet. Bis Ende 2025 werden für einen Zinssenkungszyklus moderate 100 Bps erwartet. Das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale wird bislang von den Lohntrackern Indeed und der Atlanta Fed nicht angezeigt. Auch die JOLTS-Daten deuten  bislang nicht auf den Eintritt einer Überhitzung am Arbeitsmarkt hin. Hingegen wirkt der stärkere U.S. Dollar dem Anstieg der Inflation bereits entgegen. Nach Rücksetzern können Anleihen daher bald wieder eine wichtigere Rolle im Portfolio übernehmen. Höhere Zinsen verbessern die Renditeaussichten und wirken diversifizierend im Falle eines nicht-inflationsgetriebenen Abschwungs.

Globale Asset-Allokation und Ausblick

  • Aktiensignal in USA fällt signifikant – straffere finanzielle Bedingungen wirken bremsend

  • Anleihen bleiben taktisch untergewichtet, doch der Ausblick wird positiver

  • US-Dollar Signal als attraktiver Beta-Hedge aufgrund der Straffungsrisiken in den USA

Die Verzögerung in der Zinswende in den USA erzeugt über den stärkeren U.S. Dollar und höhere Zinsen zunehmend Straffungsrisiken. Einige Indikatoren aus der zinssensitiven Bauwirtschaft zeigen bereits wieder eine Abkühlung an. Solange Gesamtwachstum robust und Inflation hartnäckig hoch bleibt, entstehen in diesem Umfeld Risiken sowohl für Anleihen als auch für Aktien. Reduzierte Liquidität beeinflusst typischerweise auch andere Märkte und Länder negativ, daher werden die globalen Signale insgesamt defensiver. Erhöhte Inflation erzeugt in Teilen Europas und in Japan auch wegen des schwachen JPY ebenfalls weiterhin Straffungsrisiken, so dass die Strategie hauptsächlich Chancen außerhalb dieser Industrienationen ergreift. Einige Entwicklungsländer befinden sich zum Beispiel bereits in einem nachhaltigen Zinssenkungszyklus, während die Konjunktur auch von einer positiveren Entwicklung Chinas unterstützt wird. In Brasilien und neuerdings auch Südafrika entsteht so Renditepotential über alle Anlageklassen hinweg.

 

Interpretation: Befinden sich alle analysierten Volkswirtschaften im Gleichgewichtszustand, generiert die systematische Strategie durchschnittliche Kaufsignale in allen Anlageklassen („Long-only risk-weighted Portfolio“). Aktuelle zyklische Chancen oder Risiken können einen substanziellen Einfluss auf die taktische Asset-Allokation haben. Das globale Aktiensignal der aktiven Strategie „ART Global Macro Quantamental Allocation“ beträgt aktuell -4 Prozent und steht damit 15 Prozent niedriger als im Vormonat.

Explainer: Was ist risiko-gewichtetes Investieren?

Risiko-gewichtetes Investieren ist eine Portfolio-konstruktionsmethode für erfahrene Anleger, die den Einsatz von kontrollierten Hebeleffekten erlaubt, um ein gegebenes Portfoliorisiko (10% Zielvolatilität) gleichmäßig auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. Anders als traditionelle Allokationsstrategien wie die moderne Portfoliotheorie, der eine Allokation von 100% zur Verfügung steht, können risiko-gewichtete Portfolios zum Zweck der besseren Diversifizierung darüber hinaus gehen und somit die Korrelation zu traditionellen Anlageklassen senken. Die Berechnung der einzelnen Positionsgrößen erfolgt durch quantitative Optimierungsmodelle unter Berücksichtigung der Zielvolatilität auf Portfolioebene, der vordefinierten Risikobudgets (jeweils 25% in Aktien, Anleihen, Inflation und Währungen) und der Marktvolatilität der letzten 250 Handelstage. Somit werden weniger volatile Märkte höher gewichtet und können somit einen signifikanten Renditebeitrag leisten, ohne das Renditepotential auf Portfolioebene zu gefährden.

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